Hermsdorf
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Hermsdorf ist eine Kleinstadt in Ostthüringen und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf im Saale-Holzland-Kreis.
Hermsdorf liegt in der Mitte (je ca. 20–25 km entfernt) zwischen den beiden ostthüringischen Großstädten Jena und Gera und etwa 55 km südwestlich von Leipzig. Hermsdorf ist Zentrum des Thüringer Holzlandes. Seinen Bekanntheitsgrad verdankt es vorrangig dem Hermsdorfer Kreuz: Dort kreuzen sich die Autobahnen Frankfurt am Main–Dresden (A 4) und Berlin–München (A 9).
Angrenzende Gemeinden sind Bad Klosterlausnitz, Reichenbach und Schleifreisen im Saale-Holzland-Kreis sowie Kraftsdorf im Landkreis Greiz.
Einen Nachweis über Hermsdorf gibt es ab dem Jahr 1173. Auf einem geheimen Hoftag, der den Umständen nach 1173 nur im späteren Gasthof „Zum Schwarzen Bär“ stattgefunden haben kann, enthob Kaiser Friedrich I. („Barbarossa“) den König von Böhmen seiner Würde. Dies belegen wissenschaftliche Arbeiten von Karl Pertz und Wilhelm Giesebrecht, zwei Historikern des 19. Jahrhunderts.
Die historische Romanreihe der Schriftstellerin Sabine Ebert: Das Geheimnis der Hebamme, Die Spur der Hebamme sowie Die Entscheidung der Hebamme führt in die Zeit Kaiser Barbarossas. Die drei Bücher beruhen auf historischen Hintergründen, die von der Autorin recherchiert wurden. Im 2. Band beschreibt Sabine Ebert auch den Hoftag von 1173. Sie ging aber zunächst falsch davon aus, dass das Hermsdorf S.A. in Sachsen liegt, und verkannte, dass S.A. die Abkürzung für Sachsen-Altenburg bedeutete.
Aus den Ausführungen der beiden Historiker Pertz und Giesebrecht, untermauert durch die Romanrecherchen der Autorin Sabine Ebert, ist eindeutig zu schließen, dass die Schenkungsurkunde von 1256 nicht die erste ist, in der Hermsdorf erwähnt wurde. Die Unterlagen belegen, dass Kaiser Friedrich I. bis Eisenberg gereist war. Auf Grund des geheimen Hoftages endet das Protokoll hier. Auf Grund der zeitlichen Zusammenhänge kann der geheime Hoftag von 1173 nur in der Ausspanne und späteren Gaststätte „Zum Schwarzen Bär“ stattgefunden haben.
Hermsdorf wurde 1256 in einer weiteren Urkunde erwähnt. Der Holzreichtum (Thüringer Holzland) und die verkehrsgünstige Lage (Handelsstraße Naumburg–Regensburg mit Umspanne in Hermsdorf) begünstigten die Entwicklung des Ortes. Hermsdorf gehörte zum wettinischen Kreisamt Eisenberg, welches aufgrund mehrerer Teilungen im Lauf seines Bestehens unter der Hoheit verschiedener Ernestinischer Herzogtümer stand. 1826 kam der Ort mit dem Südteil des Kreisamts Eisenberg und der Stadt Eisenberg vom Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg zum Herzogtum Sachsen-Altenburg. Hermsdorf gehörte zum Westkreis des Herzogtums, der vom Landesteil um die Residenzstadt Altenburg räumlich getrennt war. Ab 1920 gehörte er zum Land Thüringen.
Mit dem Bau der Bahnstrecke Weimar–Gera 1872/76 begann die industrielle Entwicklung.
Der Bau des Autobahnkreuzes der heutigen Autobahnen A 9 und A 4 in den 1930er Jahren brachte eine Verbesserung der Infrastruktur mit sich.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden 3.586 Fremd- / Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus 15 Nationen in Hermsdorf als Arbeitskräfte eingesetzt, die meisten in der Hescho (Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren-Gesellschaft, später KWH), der Rest in verschiedenen Kleinbetrieben. Die folgende Tabelle nennt ihre Herkunft und Anzahl.
Davon starben in Hermsdorf aus der UdSSR 47, aus Polen 9, aus Italien 2, aus Frankreich 2, aus Belgien 2 (gesamt 62) sowie 33 russische und polnische Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren.
Hermsdorf erlebte vom 9. bis 11. April 1945 mehrere US-Luftangriffe durch taktische Bomber, dabei starben 13 Menschen.
Den Ort prägte über viele Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, vor allem während der DDR-Zeit, der Großbetrieb VEB Keramische Werke Hermsdorf (KWH). Zum Betriebsgelände gehörte unter anderem das damals größte Freiluft-Hochspannungs-Versuchsfeld Europas, dessen drei bis zu 75 Meter hohe und kilometerweit sichtbare Stahlgitter-Prüfbrücken zum bekanntesten Wahrzeichen der Stadt wurden. Diese Landmarke wurde 1992 durch Sprengung abgerissen.
Vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren fanden im Norden der Stadt, bedingt durch die industrielle Entwicklung, umfangreiche Wohnungsbautätigkeiten statt. Am 7. Oktober 1969 erhielt Hermsdorf das Stadtrecht. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Ort mehr als 9.000 Einwohner. Mit der Gewährung des Stadtrechts sollte auch die „erfolgreiche sozialistische Entwicklung“ des Ortes gewürdigt werden. Aus diesem Anlass wurden beschränkt Gedenkmünzen an die Stadtbevölkerung verteilt.
Die höchste Bevölkerungszahl hatte der Ort 1985. Entwicklung der Einwohnerzahl (Stand jeweils 31. Dezember):
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
Der Stadtrat besteht aus dem Bürgermeister und 20 Stadträten. Er setzt sich seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wie folgt zusammen:
Die bisherigen Bürgermeister waren:
1700–1700 Johann Gottfried Plötner, Nachweis im Jahr 1763
1792–1811 Friedrich Stöckigt, Schulmeister
1864–1864 Karl Gottlob Opel, Amtsschulze
1868–1868 Karl Gottlob Opel, Gemeindevorsteher; Karl Beyer, Amtsschulze
1868–1870 Michael Kraft, Gemeindevorsteher
1870–1878 Friedrich Traugott Eckardt
1878–1882 Karl Friedrich Kirchner
1882–1900 Karl Gottlob Opel
1900–17. Juli 1906 Louis Bratfisch
1906–1912 Louis Klaus
1912–31. Juli 1924 Reinhold Goldberg
1. August 1924–9. April 1929 Bruno Zschätzsch, stellv. Franz Tuma
10. April 1929–2. Oktober 1929 Alfred Schröder
3. Oktober 1929–1. März 1933 Wilhelm Sperhake
18. März 1933–28. März 1933 Amtmann Reich Stadtroda (kommissarisch eingesetzt)
29. März 1933–31. Mai 1934 Reinhold Goldberg (kommissarisch)
1. Juni 1934–29. Juni 1935 Hermann Georg Richard Flemming
30. Juni 1935–21. März 1945 † Kurt Weise (1943 Wehrmacht, 21. März 1945 im Lazarett verstorben)
22. März 1945– 1. Mai 1945 Arthur Schöppe (1. Beigeordneter und stellv. Bürgermeister)
2. Mai 1945–20. April 1949 Wilhelm Sperhake (Ehrenbürger)
20. April 1949–4. Oktober 1952 Johannes Rabitzsch
4. Oktober 1952–19. Mai 1960 Fritz Unrath
20. Mai 1960–31. März 1967 Lieselotte Heyer
1. April 1967–1. September 1971 Karl Juch
2. September 1971–9. Dezember 1977 Fritz Stephan
1. Juli 1977–31. Januar 1981 Renaet Bätz
1. Februar 1981–31. Januar 1987 Günter Klecha
31. März 1987–30. Mai 1990 Wolfgang Ille
1. Juni 1990–30. September 1990 Hans-Jürgen Weiße
1. Oktober 1990–30. Juni 1994 Gerfried Manke
1. Juli 1994–30. Juni 2018 Gerd Pillau (Ehrenbürger)
1. Juli 2018 Benny Hofmann
Das Wappen wurde am 30. August 2005 genehmigt.
Blasonierung: „In Silber ein silbernes, rot bordiertes Stützbogenkreuz, das mit einem roten Fadenkreuz belegt ist, dessen Schnittpunkt sich in Schildfußhöhe befindet; vorn ein grüner Nadelbaum, hinten ein schwarzer Bär.“
Nach mehreren Anträgen erhielt Hermsdorf erst 1969 das Stadtrecht. Zu den ältesten Gebäuden zählt der Gast- und Gutshof „Zum Schwarzen Bär“. Er war Ausgangspunkt für die Entwicklung der Stadt. Im Wappen gibt ein steigender schwarzer Bär als redendes Element diese Tatsache wieder. Der stilisierte Nadelbaum wurde als Symbol für die Region des Holzlandes, dessen Zentrum Hermsdorf war und ist, in das Stadtwappen aufgenommen. Das Stützbogenkreuz, welches mit einem Fadenkreuz belegt ist, steht symbolisch für das Hermsdorfer Kreuz. Mit der Autobahn wurde Hermsdorf europaweit bekannt. Außerdem kreuzten sich bereits seit Jahrhunderten Handelswege aus Ost-West und Süd-Nord.
Das Wappen wurde von dem Heraldiker Michael Zapfe gestaltet.
Hermsdorf unterhält Städtepartnerschaften mit den rheinland-pfälzischen Städten Lahnstein und Grünstadt.
Gasthof „Zum Schwarzen Bär“ erster Nachweis 1170, 1646 auf den Grundmauern einer älteren Herberge errichtet (Lage→)
Stadthaus (ca. 100-jähriges Klinker-Industriegebäude, umgebaut zu Kultur- und Verwaltungsgebäude)
St.-Salvator-Kirche (Lage→), Vorgängerkirche von 1150
Katholische St.-Josef-Kirche
Blas-, Tanz- und Unterhaltungsorchester der Keramischen Werke Hermsdorf e. V.
Fleck Sauer Ensemble
Maibaumsetzen
Straßenfest Alte Regensburger Straße (Europäischer Denkmaltag, 2. Wochenende im September)
Weihnachtskonzert
„Musikalische Woche“ der Ev.-Luth. Kirche St. Salvator vom 1. bis 2. Advent
Die sanierten und umgebauten Sportanlagen liegen mitten im Neubaugebiet der Stadt.
Anerkanntes Nachwuchs-Talentezentrum des Landes Thüringen in der Leichtathletik
Handball (Regionalliga, Oberligen etc.)
ca. 1200 Mitglieder im SV Hermsdorf / Thüringen e. V.
Auf dem Areal des ehemaligen Großbetriebes Tridelta AG (früher VEB Kombinat Keramische Werke Hermsdorf, KWH) entwickelte sich ein Branchenmix kleiner und mittelständischer Betriebe. An der Autobahnanschlussstelle Hermsdorf-Ost entwickelt sich ein weiteres Gewerbegebiet. Das Mischgebiet daneben ist bereits voll belegt. Im Rahmen der JenArea21 haben die Stadt Jena und der Saale-Holzland-Kreis ihre Kräfte gebündelt, um die Region wirtschaftlich weiter zu stärken. Die Zusammenarbeit erfolgt vor allem zwischen Firmen aus Jena und Hermsdorf. Erfolgreiche Belege sind dafür zum Beispiel das Projekt fanimat, ein Verbund, der vom Hermsdorfer Institut für Technische Keramik geführt wird. Hermsdorf ist ein Wachstumskern. Hermsdorf ist durch sein Angebot an Arbeitsplätzen ein Einpendler-Standort (auf einen Auspendler kommen zwei Einpendler).
In Hermsdorf befindet sich mit dem Institut für Technische Keramik eine Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme.
Der zweigleisige Bahnhof Hermsdorf-Klosterlausnitz liegt an der Bahnstrecke Weimar–Gera (Teil der Mitte-Deutschland-Verbindung) und ist mit drei Linien der an das überregionale Nahverkehrsnetz angeschlossen. Es steht ein rechnerischer 40-Minuten-Takt Erfurt Hbf–Jena West–Jena-Göschwitz–Hermsdorf-Klosterlausnitz–Gera Hbf zur Verfügung, die Verbindung Göttingen–Erfurt Hbf–Jena-Göschwitz–Hermsdorf-Klosterlausnitz–Gera Hbf–Glauchau (Sachs) wird zweistündlich bedient. Regionalbusse der JES Verkehrsgesellschaft mbH sowie des Verkehrsunternehmens Schröder verkehren nach Jena, Eisenberg, Stadtroda sowie in kleinere Ortschaften der Region. Die RVG Regionalverkehr Gera/Land bietet Direktverbindungen nach Gera, Bad Köstritz und Münchenbernsdorf an.
Hermsdorf liegt im Schnittpunkt der A 4/A 9 (Hermsdorfer Kreuz) und hat drei Autobahnabfahrten.
A 4 Anschlussstelle (56 b) Hermsdorf-Ost
A 9 Anschlussstelle (23) Bad Klosterlausnitz (im Norden)
A 9 Anschlussstelle (25) Hermsdorf-Süd
Die Landesstraßen L1070 und L1073 kreuzen sich ebenfalls in Hermsdorf. (alte Handelswege Naumburg–Regensburg)
Weiterhin verläuft nördlich von Hermsdorf die L1075 und südlich die L1076.
In Hermsdorf ist die Freiwillige Feuerwehr (FF) als Stützpunktfeuerwehr angesiedelt. Vor allem aufgrund der beiden anliegenden Autobahnen sind die Hermsdorfer Einsatzkräfte die am meisten alarmierten im Saale-Holzland-Kreis. In Hermsdorf sind zahlreiche Fahrzeuge des Katastrophenschutzes untergebracht. Des Weiteren findet sich die Atemschutzwerkstatt des Landkreises im Gebäude der Hermsdorfer Freiwilligen Feuerwehr.
Im Jahr 2019 begeht die FF Hermsdorf ihr 120-jähriges Jubiläum.
Staatliches Berufsschulzentrum Hermsdorf-Schleiz-Pößneck
Staatliches Holzland-Gymnasium Hermsdorf
Staatliche Regelschule Am Hermsdorfer Kreuz
zwei Grundschulen (staatliche Grundschule in der Waldsiedlung und Friedensschule)
Staatliche Förderschule
Johann Eschenbach (* 1650), Arzt und Mitglied der Gelehrtenakademie „Leopoldina“
Artur Immisch (1902–1949), Pianist
Kurt Plötner (1905–1984), SS-Sturmbannführer, KZ-Arzt, führte Menschenversuche im KZ durch
Paul Franke (* 13. Juli 1908 in Breslau; † 11. Mai 1996 in Hermsdorf), Kunstmaler und Lehrer
Volmar Gerold (* 1922), Metallphysiker, ordentlicher Professor für Metallkunde in Stuttgart
Waldemar Schilling (1927–1980), Ingenieur, Werkdirektor und Volkskammerabgeordneter
Joachim Plötner (1934–1975), deutscher Dramaturg, Kritiker und Autor
Hubertus Merker (* 1. September 1944 in Fleyh; † 18. Oktober 2010 in Hermsdorf), Kirchenmusikdirektor, Stadtratsvorsitzender
Horst Gorbauch (* 1948), Religionspädagoge und Sachbuchautor
Friedrich August Hermann Koch (1842–1905); Ehrenbürger seit 31. März 1896
Gustav Strupp in Meiningen (1851–1918); Ehrenbürger seit 31. März 1896
Wilhelm Sperhake (1879–1955), Bürgermeister von Hermsdorf (3. Oktober 1929 bis 17. März 1933 sowie 1. Mai 1945 bis 20. April 1949); Ehrenbürger seit 6. Juli 1949
Gerd Pillau (1948–2018), Bürgermeister von Hermsdorf (1994–2018); Ehrenbürger seit 2018
Johann Cilenšek (1913–1998), Komponist und Musikpädagoge, arbeitete 1934 in Hermsdorf
Otto Worms (1913–1943), rettete 1943 den Juden Naum Spektor in Hermsdorf und trägt den Ehrentitel Gerechter unter den Völkern
Offizielle Website der Stadt Hermsdorf
Website zur Heimatgeschichte Stadtpläne und Landkarten vom Stadtplandienst helfen Ihnen dabei, sich in Hermsdorf zu orientieren. Sie können die Karten im Internet aufrufen und sich interessante Orte von Hermsdorf anzeigen lassen, wie z. B. Sehenswürdigkeiten oder auch Tankstellen, Geldautomaten, Imbisse usw. Ausgedruckt können Sie den Stadtplan von Hermsdorf auch offline nutzen.